44 Einzelgebiete,
man Gipslager und Salzquellen, und die Tiefbohrungen um Celle haben ansehn-
liehe Petroleumlager erschlossen. Die Marschen liefern das trefslichste Mastvieh
und gute Pferde. Im Gewerbsleben treten jene Industrien hervor, die ihre Roh-
stoffe der Landwirtschaft entnehmen (Zuckerfabriken, Branntweinbrennereien,
Konservenfabriken). In den Küstenstädten blühen die mit dem überseeischen Handel
und der Schiffahrt zusammenhängenden Erwerbszweige. Zu nennen sind hier die
Reismühlen, Zigarren- und Tabakfabriken Bremens, die Hamburger Fabriken
zur Bereitung von Gummi, Guttapercha, zur Verarbeitung von Palmkernen und
Kokosnüssen, dann die großen Schiffswerften.
Die Ostelbischen Lande haben für Preußen hohe geschichtliche
Bedeutung. Hier ist die Wiege der preußischen Monarchie und die Heimat der
strammen preußischen Heereszucht und des ebenso gearteten Beamtentums. Hier
ist daher auch die Heimat der großen preußischen Feldherrn der Fridericianischeu
Zeit, der Befreiungskriege und des Deutsch-Französischeu Krieges. Aber auch die
Wissenschaft ist trefflich vertreten, so durch Kaut, Koperuikus, die beideu Hum-
boldt, Monunsen u. a.
Politische Gliederung des Gebietes. Große natürliche Einheiten neigen dazu,
auch politische Einheiten zu werden, und so ging die Einigung Deutschlands von der
Tiesebene aus. Die nördliche Niederung wird in der Hauptsache vom Köuigreich
Preußen eingenommen. (Zähle die Provinzen und Hauptorte auf!) An der Küste
liegen die Freien Städte Hamburg, Bremen und Lübeck und die Groß-
Herzogtümer Oldenburg und Mecklenburg, im Binnenland die Her-
zogtümer Braunfchweig und. Anhalt.
2. pic Mitteldeutsche chebirgsschwelle.
Allgemeines.
Pielgestaltigkeit. Von dem Schieferplateau der Ardeunen bis zu den Kar-
paten legt sich als trennende Landscholle zwischen die süddeutschen Stufeuländer
und die Norddeutsche Tiefebene eine Reihe sehr verschieden benannter und ver-
schieden gearteter Gebirge, die unter dem gemeinsamen Namen Mitteldeutsche
Gebirgsschwelle zusammengefaßt werden. Zwei wesentlich verschiedene Teile
müssen in diesem Gebiet auseinander gehalten werden. Während der ö. von der
Elbe gelegene Teil, die Sudeten, einen verhältnismäßig schmalen Gebirgszug
darstellt, verbreitert sich der w. zu einem zwar niedrigem, aber ausgedehnteren Berg-
und Hügelland. Seine Glieder sind das Rheinische Schiesergebirge, das
Hessische Bergland, die Wesergebirge, Thüringer Wald, Harz und Erz-
gebirge. In den ältern Teilen dieser Hochflächen sehen wir die Reste eines alten,
abgetragenen Hochgebirges. (Vgl. Geolog. Aufbau S. 11 f.)
Verkehrswege. Die natürliche Schranke zwischen N. und S. in unserem Vater-
land bildet nicht die Mainlinie, wie oftmals behauptet worden ist, sondern die lange
Folge von Mittelgebirgen. Aber diese Schranken hat die Natur selbst wieder teil-
weise ausgehoben durch Täler und Einsenknngen (das Rheintal zwischen Bingen und
Bonn, die Hessische Senke und das Wesertal, das Vogtland zwischen Frankenwald
und Erzgebirge und die verschiedenen Sudetentore s. S. 17). Da sich auch in
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Die deutschen Landschaften und Stämme.
49
und Liedern" deuten auf fränkische, zum Teil auch auf slavische Einflüsse hin. Als die
Slavenländer ö. der Elbe unterworfen wurden, drangen thüringische Kolonisten
in so großen Mengen in die Mark Meißen (das heutige Königreich Sachsen) und Schle-
sien, daß deren Bevölkerung als eine Abzweigung des thüringischen Stammes be-
trachtet werden kann. An der Germanisierung Schlesiens nahmen überdies noch
hessische und mainfränkische Einwanderer teil.
Seit Jahrhunderten gelten die sächsischen Länder als Sitz ausge-
zeichneter Schulbildung von der Volksschule bis zur Hochschule hinauf,
und groß ist die Zahl der Künstler, Dichter und Denker, die diesem Land entsprossen sind,
so die Meister der Erzählkunst, Gustav Freitag und Ctto Ludwig, die genialen Dar-
steller des Tier- und Pflanzenlebens, Brehm und Roßmäßler, der Schöpfer volkstüm-
licher geistlicher Lieder, Paul Gerhard; serner Rudolf Baumbach, dessen Liederdichtun-
gen das schalkhafte Wesen und den anmutigen Charakter seines Heimatlands so trefflich
wiederspiegeln, und Ludwig Richter, dessen Meisterhand die ganze Innigkeit trauten
deutschen Familienglücks darzustellen verstanden hat. Den liederreichen Gauen Mittel-
deutschlands gehören die großen Tonkünstler Sebastian Bach, Georg Friedrich Hän-
del, Robert Schumann und Richard Wagner an. Hier stand auch die Wiege
Luthers, Lessings, Leibniz' und Fichtes.
Die Staaten der Mitteldeutschen Gebirgsschwelle. Die natürliche Vielge-
staltigkeit Mitteldeutschlands findet auch in staatlicher Beziehung ihren Aus-
druck; namentlich das Weserbergland und Thüringen sind wie im Mittelalter so auch
heute noch in eine große Zahl von Kleinstaaten aufgelöst. An der Mitteldeutschen
Gebirgsschwelle haben folgende Staaten Anteil: das Königreich Preußen mit
größeren oder kleineren Teilen der Provinzen Rheinland, Westfalen, Hessen-Nassau,
Hannover, Sachsen und Schlesien, ferner das Großherzogtum Hessen mit der
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Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Ludwig Ludwig Brehm Paul_Gerhard Rudolf_Baumbach Rudolf Ludwig_Richter Ludwig Sebastian_Bach Georg_Friedrich_Hän- Friedrich Robert_Schumann Richard_Wagner
50
Einzelgebiete.
Provinz Oberhessen, die Fürstentümer Waldeck, Lippe, Schaumburg-
Lippe, das Herzogtum Braunschweig, das Großherzogtum Sachsen-
Weimar, die Herzogtümer Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg,
Sachsen-Koburg-Gotha, die Fürstentümer Schwarzburg-Rudolstadt,^
Reuß älterer Linie, Reuß jüngerer Linie, endlich das Königreich
Sachsen mit einem ansehnlichen Gebiet und das Königreich Bayern mit
Teilen des Frankenlandes. (Nenne die wichtigsten Siedelungen der einzelnen
Gebiete!)
3. Das Südwestdeutsche Landöecken.
Einheitliche Natur der Landschaft. Das Südwestdeutsche Landbecken, die
gesegnetste Landschaft Deutschlands, ist nach allen Seiten wohlbegrenzt und bildet
in Bezug auf Bodengestalt und Bewässerung, Klima und Bodenbau, endlich auch in
seiner Kultur ein einheitliches Ganzes. Im N. umschließen es die Glieder der Mittel-
deutschen Gebirgsschwelle, im O. und S. der Jura, im W. die ebenfalls aus Jurakalk
bestehenden Argonnen, die am linken Ufer der Maas vom Plateau von Langres bis
zu den Ardennen nordwärts ziehen.
Symmetrischer Bau der Landwirtschaft. Die Oberrheinische Tiefebene, ein
Einbruchstal, teilt das ganze Becken in zwei gleichartige Seitenflügel. An die Ur-
gesteinsmassive des Schwarzwalds und des Wasgenwalds (Nenne die höchsten Gipfel!)
1: ■'.'•'•1 drundqcbirqe {Hüt/vczi* l l Tprhnr 1 _ \Düuoiluti Cdu Vulk.gcsftine
J J/Uwllutl
Die Rheintalversenkung.
Trias und Jura, ursprünglich dem Grundgebirge aufgelagert, sind eingebrochen und wurden später vom Rhein
mit Geröll und Sand überschüttet. Die stehengebliebenen Gebirgsränder nennt man Horste.
reihen sich die Buntsandsteinplateaus der Haardt, des Odenwalds und des Spessart
mit ihren prächtigen Wäldern. Nach O. und W. legen sich an Schwarzwald und
Vogesen in allmählichem Abfall Muschelkalkschichten mit dem schweren Gäuboden in
Württemberg, um Schweinfurt und in Lothringen. Daran reihen sich endlich die
Keuperzonen in Württemberg, Mittelfranken und Lothringen mit ihrem bald mehr
sandigen Waldland, wie um Nürnberg, bald mehr tonigen Ackerboden, wie namentlich
im Württembergischen.
Hinsichtlich seiner Bewässerung umfaßt das Landbecken die ganze Entwick-
lung des Mittelrheins von Basel bis Mainz mit den Stufenländern des Neckar und
Main (dem Schwäbisch-Fränkischen Stufenland) im O. und dem Lothringischen
Stufenland, dem Flußgebiet der Mosel, im W. (Nenne die Zuflüsse des Rheins!)
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— 232 —
begab er sich nach Langensalza, um Kriegsrat abzuhalten. Er verlangte sofortigen Vormarsch auf Gotha, boch die ettttoefenben
Generale hielten ein Vorrücken wegen der mangelnben Verpfle-
gung, der großen Ermüdung der Truppen und wegen des fehlenden Schießbebarfs für unmöglich. So mußte benn der König von seiner Forberung abstehen, und die Armee verblieb bei Langensalza. Zwei Tage später streckte sie den Preußen die Waffen und lehrte mit der Bahn in die Heimat zurück.
Hannover eine preußische Provinz: König Georg begab
sich mit dem Kronprinzen am 30. Juni über Erfurt auf das Schloß „Fröhliche Wieberkunft", welches feinem Schwiegervater, dem Herzog von Sachfen-Altenbnrg, gehörte. Von hier reifte er nach Wien zu feinem Verbünbeten, dem Kaiser Franz Joses. Er hoffte, daß biefer ihn im Triumph nach Hannover zurückführen würde. Sein Wunsch erfüllte sich nicht. Am 20. September ver-f'imbete ein Gesetz die Vereinigung des Königreiches Hannover mit Preußen, und am 6. Oktober würde die Besitzergreifung im
Schlosse zu Hannover unter Glockengeläut und Kanonenbonner feierlich erklärt. (Nach Fr. Regensberg.)
86. Podol und Itlünchengrcif}.
26. und 28. 3uni 1866.
Veranlassung zum Eingriff: Kaum hatte ant Abenb des
26. Juni die 15. Jnfanteriebrigabe (die Erfurter Regimenter 31 und 71) nahe bei Pobol Biwak bezogen, als braußen bei den Vorposten das Gefecht sich erneuerte. Im Kampfe mit den preußischen 72ern und 4. Jägern batte die berühmte österreichische „Eiserne Brigabe" die Jfer-Uebergänge aufgeben müssen und wollte sie nun zurückerobern.
Generalmajor v. Bose, der Führer der 15. Brigabe, aber hatte den hohen Wert des Besitzes der Jserbrücken für bte Preußen erkannt. Auch wollte er nicht, daß gleich im ersten Gefecht den Oesterreichern das Felb geräumt würde. Er gab barum den Befehl, sofort zur Unterstützung der 72er auf Pobol vorzurücken.
Nächtlicher Vormarsch auf Podol: Es war schon 11 Uhr nachts und vollständig bunkel, als man aufbrach. Doch ohne Sägern ging's im Trab vorwärts. Bei bet ersten Straßensperrung, einer quer über der Chaussee liegenben, starken Pappel, siel der erste Schuß von österreichischer Seite. Ihm folgte balb ein schärferes Feuer aus den wenigen, nächstliegenben Häusern Pobol». Anfangs erwiberte man nur vereinzelt aus dem voranstürmenben preußischen Hausen. Dann aber machte alles halt, um zu schießen. Keiner wollte auf sich abbrücfen lassen, ohne zu antworten. Doch das Feuern im Dunkeln ohne Ziel war zwecklos. Es würde barum eingestellt, und im festen Schritt ging's von neuem dem Dorfe zu. In biefem Augenblick kam von bort eine feinbliche Abteilung
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Extrahierte Personennamen: Georg Franz_Joses Franz Bose
98
V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I.
9. Grundzüge der Verfassung des Deutschen Reichest)
Bestandteile. .Zum Deutschen Reiche gehören die Königreiche Preußen, Bayern, Sachsen und Württemberg, die Großherzogtümer Baden, Hessen, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Sachsen-Weimar und Oldenburg, die Herzogtümer Braunschweig, Anhalt sowie die drei sächsischen: Meiningen, Altenburg und Coburgs-Gotha, die Fürstentümer Waldeck, Lippe und Schaumburg, Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzbnrg-Sondershausen, Renß Jüngerer und Älterer Linie, die drei Freien Reichsstädte Hamburg, Lübeck, Bremen, endlich das Reichs land Elsaß-Lothringen.
Stellung des Kaisers. Der jedesmalige König von Preußen ist zugleich Deutscher Kaiser. Das Reich ist demnach ein Erbreich, nicht ein Wahlreich, wie das mittelalterliche Deutsche Reich war. Der Kaiser ist Oberbefehlshaber des Reichsheeres und der Flotte.
Die gesetzgebende Gewalt des Reiches liegt beim Bundes rate und beim Reichstage. Der Bundesrat ist die Vertretung der deutschen Fürsten, der Reichstag die Vertretung des deutschen Volkes. Der Bundesrat besteht aus 58 Mitgliedern. Die Zahl, die jeder Staat in denselben entsendet, richtet sich nach seiner Größe. So schickt die preußische Regierung 17, die bayrische 6, Sachsen und Württemberg je 4, Baden und Hessen je 3, Mecklenburg - Schwerin und Braunschweig je 2 Mitglieder, die übrigen Staaten je 1 Mitglied in den Bundesrat. Da Preußen allein rund 350000 qkm mit 38 Million Einwohnern hat, alle übrigen Staaten zusammen nur 190000 qkm mit 25 Million Einwohnern zählen, so sind die kleinern Staaten im Bundesrate viel stärker vertreten als Preußen. Darin zeigt sich die große Mäßigung des führenden Staates. Die Mitglieder des Reichstages werden in geheimer Wahl auf fünf Jahre gewählt. Jeder Deutsche, der das 25. Lebensjahr erreicht hat und im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte ist, hat das Recht, zu wählen. Die Bürger werden nicht nach der Steuerzahlung in Klassen eingeteilt wie bei der Wahl zum preußischen Abgeordnetenhaus^ sondern alle Stimmen haben gleichen Wert. Zur Gültigkeit eines Reichs^ gesetzes ist erforderlich, daß es sowohl im Bundesrate wie im Reichstage mit Stimmenmehrheit angenommen worden ist. Der Kaiser verkündet die so beschlossenen Gesetze im Namen des Reiches. Wenn ein Reichsgesetz angenommen wird, das mir dem Landesgesetz irgendeines Staates in Widerspruch steht, so tritt das Landesgesetz außer Kraft. Post- und Telegraphenämter sind Reichsanstalten. Die Kriegsmarine steht ein-
2) Reclamsche Bibliothek Nr. 2732 enthält die vollständige Verfassung.
2) Amtliche Schreibweise laut Erlaß des Herzoglichen Ministeriums vom 12. Dezember 1881.
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5. Napoleon auf der Höhe der Macht.
29
Als Österreich im Jahre 1809 den Krieg gegen Napoleon begann, rückte er eigenmächtig mit seinem Regiment aus Berlin, eröffnete den Offizieren unterwegs seinen Plan, zu den Österreichern zu stoßen, jedoch so, daß diese glaubten, er handle im Auftrage des Königs. Der König verurteilte dagegen sein eigenmächtiges Vorgehen, der Zuzug aus Norddeutschland, aus den er gehofft hatte, blieb aus; dazu kam die Nachricht von der Niederlage der Österreicher bei Wagram, wodurch sein Unternehmen vereitelt wurde. Er schlug sich mit seiner Schar bis Stralsund durch und hoffte, von dort sich nach England retten zu können. Dies gelang nicht. Stralsund war von Dänen und Holländern, Napoleons Verbündeten, besetzt. Gegen deren Übermacht nahm er den Kamps auf und fiel mit den meisten seiner Truppen. Elf überlebende Offiziere wurden nach Wesel gebracht und dort auf Napoleons Befehl erschossen; der Rest der Truppen wurde zu französischen Galeerensklaven gemacht.
Herzog Wilhelm von Braunschweig, der Sohn des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, zog gleichfalls mit einer tapfern Schar schwarzer Husaren, der sogenannten Schwarzen Schar, den Österreichern zu Hilfe und schlug sich nach deren Niederlage mit unglaublicher Kühnheit durch feindliche Länder und Heere bis zur Nordsee durch, wo er sich mit seinen Gefährten nach England einschiffte, um dort günstigere Zeiten abzuwarten. Zu Beginn der Freiheitskriege kehrte er zurück, stellte den Verbündeten ein ansehnliches Heer und starb im Jahre 1815 den Heldentods
5. Napoleon auf der Köhe der Macht.
Nach der Niederwerfung Österreichs stand Napoleon aus der Höhe seiner Macht. Frankreich hat nie einen größern Länderbesitz gehabt. Das Kaiserreich ging bis an den Rhein; Belgien, Holland, die Jllyrischen Provinzen gehörten dazu; es beherrschte nach der Einverleibung von Oldenburg, Nordhannover, Bremen und Hamburg die ganze Nordsee, hatte durch Lübeck Zugang zur Ostsee; Ober- und Mittelitalien einschließlich des Kirchenstaates bildeten ein abhängiges Vasallenkönigreich; abhängig waren ferner die Königreiche Neapel und Westfalen, das Großherzogtum Warschau, die Schweiz, sämtliche deutsche Fürsten als Rhein-bundsürsten mit Ausnahme von Preußen und Österreich. Diese hatten ihre Großmachtstellung eingebüßt. Um den Besitz Spaniens wurde noch gekämpft. Mit Rußland bestand ein Schutz- und Trutzbündnis. Die Kontinentalsperre brachte England bedeutende Nachteile. Aber das Insel-reich war noch unbezwungen und hatte seinen Vorrang zur See behauptet.
Die innere Verwaltung Frankreichs war streng geregelt. Napoleon hatte ein scharfes Auge für die Auswahl seiner Beamten und Generale. Ein bürgerliches Gesetzbuch, der Code Napoleon, hatte der Rechtsunsicherheit ein Ende gemacht. Die bezwungenen Völker trugen die Kosten seiner Kriege. In der Baukunst wich der Zopfstil, der das Zeitalter Ludwigs X'v I.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleons Napoleons Wilhelm_von_Braunschweig Wilhelm Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Norddeutschland England Stralsund Napoleons Wesel Napoleons Nordsee England Frankreich Rhein Belgien Holland Oldenburg Nordhannover Bremen Hamburg Ostsee Mittelitalien Neapel Westfalen Warschau Spaniens England Frankreichs
42
Ii. Frankreich als Kaiserreich.
es während des Krieges zu Napoleon gehalten hatte. Bayern, Sachsen, Württemberg und Hannover wurden als Königreiche anerkannt, Baden, die beiden Mecklenburg, Oldenburg, Sachsen-Weimar und Hessen-Darm-stadt zu Großherzogtümern erhoben, die Schweiz ein unabhängiger Freistaat, die Niederlande mit Belgien ein Königreich. Hannover wurde wieder mit England in Personalunion verbunden.
Napoleons Rückkehr nach Frankreich. Die französischen Truppen, die gegen Napoleon abgesandt wurden, gingen zu ihm über. Ludwig Xviii. floh. Interessant sind die Nachrichten, durch die der Moniteur universel, die amtliche Zeitung von Paris, die einzelnen Abschnitte der Rückkehr Napoleons an den betreffenden Tagen — es war im Monat März 1815 — den Franzosen bekannt machte: 1. Der Menschenfresser hat seine Höhle verlassen. 2. Der Werwolf von Korsika ist im Golf Juan gelandet. 3. Der Tiger ist in Gap angekommen. 4. Das Ungeheuer hat in Grenoble geschlafen. 5. Der Tyrann ist durch Lyon gekommen. 6. Der Gewaltherrscher ist sechzig Meilen von der Hauptstadt gesehen worden. 7. Bonaparte rückt mit großen Schritten vor, aber er wird niemals in Paris einziehen. 8. Napoleon wird morgen unter unsern Wällen sein. 9. Der Kaiser ist zu Fontainebleau angekommen. 10. Seine Königliche und Kaiserliche Majestät hat gestern abend seinen Einzug in sein Schloß der Tnilerien gehalten, inmitten seiner treuen Untertanen.
Die Entscheidung. Als Napoleon die Regierung Frankreichs wieder übernommen hatte, rüsteten Rußland, England, Österreich und Preußen. Napoleon wollte zuerst die Engländer und Preußen, die in Belgien standen, niederwerfen und sich dann gegen die übrigen wenden; das letztere blieb ihm erspart. Bei Ligny in der Nähe von Brüssel wurde Blücher-geschlagen. Daraus griff Napoleon den englischen Feldherrn Wellington zwischen Waterloo und Belle-Alliance an und hätte wieder den Sieg errungen, wenn nicht Blücher in der entscheidenden Stunde erschienen wäre und ihm den Sieg entrissen hätte. Das geschlagene französische Heer wurde bis Paris verfolgt und ihm keine Möglichkeit gelaffen, sich wieder zu sammeln und noch einmal das Waffenglück zu versuchen. Napoleon wurde nach der Insel St. Helena verbannt, wo er am 5. Mai 1821 gestorben ist. *) Die Truppen der Verbündeten rückten zum zweitenmal in Paris ein. Ludwig Xviii. wurde wieder zurückgerufen und mit ihm der zweite Pariser Friede geschlossen, durch den Frankreich auf die Grenzen und Gebiete beschränkt wurde, die es im Jahre 1790 besessen hatte. Saarbrücken und Saarlouis wurden an Preußen abgetreten. Die Kunstschätze, die die Franzosen auf ihren Siegeszügen nach Paris geführt hatten, wurden an die früheren Besitzer herausgegeben.
') Im Jahre 1840 wurde seine Leiche nach Paris gebracht und im Jnvaliden-dome beigesetzt.
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Iii. Preußen bis zum Tode Friedrich Wilhelmsill.
1. Die Umgestaltung Preußens.
Der Wiener Kongreß hatte von den annähernd 300 Staaten, Kleinstaaten, geistlichen Fürstentümern, Freien Reichsstädten, die das mittelalterliche Deutsche Reich aufwies, nur 39 selbständige Staatsgebiete bestehen lassen, die nun den Deutschen Bund bildeten. Diese waren das Kaisertum Österreich, die Königreiche Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg und Hannover, letzteres in Personalunion mit England verbunden, d. h. der König von England war zugleich König von Hannover und als solcher Mitglied des Deutschen Bundes. Ferner die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg in Norddeutschland, Baden und Hessen in Süddeutschland, Sachsen-Weimar in Mitteldeutschland, Luxemburg im Westen; Luxemburg war in Personalunion mit den Niederlanden verbunden, der König der Niederlande also auch Mitglied des Deutschen Bundes sür diesen Besitz; dann das Kurfürstentum Hessen-Kassel, die Herzogtümer Braunschweig, Anhalt-Dessau, Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen, Sachsen-Koburg, Sachsen-Gotha, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen, Nassau, Holstein mit Lauenburg. Holstein und Lauenburg waren in Personalunion mit Dänemark verbunden, der König von Dänemark gehörte dadurch ebenfalls dem Deutschen Bunde an. Sodann die Fürstentümer Lippe-Detmold, Schaumburg - Lippe, Waldeck an der Ostgrenze Westfalens im Wesergebiet; Schwarzburg - Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Reuß Jüngerer und Älterer Linie in Mitteldeutschland, Hohenzollern-Hechingen und -Sigmaringen in Süddeutschland am Oberlauf der Donau, Liechtenstein am Oberlauf des Rheins zwischen der Schweiz und dem österreichischen Vorarlberg liegend, ferner die Landgrafschaft Hessen-Homburg und schließlich die Freien Reichsstädte Hamburg, Lübeck, Bremen und Frankfurt am Main.
^Von diesen Staaten gehören dem jetzigen Deutschen Reiche nicht mehr an das Kaiserreich Österreich, das Großherzogtum Luxemburg und das Fürstentum Liechtenstein.
Durch die Kriege von 1864 und 1866 sind in preußischen Besitz übergegangen: das Königreich Hannover als Provinz Hannover, das Kurfürstentum Hessen-Kassel, das Herzogtum Nassau, die Landgrafschaft Hessen-Homburg und die Freie Reichsstadt Frankfurt am Main; diese vier Staaten bilden jetzt die preußische Provinz Hessen-Nassau; die
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelmsill Friedrich Dänemark
48
Iii. Preußen bis zum Tode Friedrich Wilhelms Iii.
Herzogtümer Holstein und Lauenburg. Diese gehören jetzt zur preußischen Provinz Schleswig-Holstein.
Durch Aussterben der Fürstenfamilien sind Anhalt-Bernburg und Anhalt-Köthen mit Anhalt-Dessau, Sachsen-Koburg mit Gotha, durch Tausch Sachsen-Hildburghausen mit Meiningen vereinigt worden; neu bildete sich 1826 das Herzogtum Sachsen - Altenburg, das früher mit Gotha vereinigt war. Der Fürst von Hohenzollern-Hechingen und Sigmaringen trat 1849 das Fürstentum an den König von Preußen gegen eine Jahresrente ab, der daraus den Regierungsbezirk Sigmaringen bildete.
Der Deutsche Bund war allerdings ein loses Staatengefüge, aber er repräsentierte doch den Gedanken der Zusammengehörigkeit der deutschen Stämme. Dies kam auch darin zum Ausdruck, daß Streitigkeiten zwischen einzelnen Bundesstaaten durch Schiedsgericht, nicht durch Krieg zu erledigen seien. Völkerrechtlich war der Bund ein Staat, hatte besondere Bundesfestungen, wie Mainz und Luxemburg, konnte Verträge schließen und Krieg erklären, hatte einen Bundestag, der in Frankfurt zusammentrat. Freilich hatten auch die einzelnen Bundesstaaten das Recht, mit dem Auslande Kriege zu führen und Verträge zu schließen, nur nicht gegen die Interessen des Bundes.
Von den Bundesstaaten können Österreich und Preußen als Großstaaten, Bayern als Mittelstaat angesehen werden, die übrigen waren ihrem Länderumfang nach Kleinstaaten, auch die Königreiche Sachsen und Württemberg, deren Gebiete zusammen den Umfang der Provinz Brandenburg unerheblich übersteigen.
Das Königreich Preußen hatte während der Befreiungskriege die größten Opfer gebracht. Die Entscheidungen bei Leipzig und Waterloo hatte Blücher hauptsächlich herbeigeführt; der Länderzuwachs, der ihm durch den Wiener Kongreß zufiel, war wohlverdient. Von seinen frühern Gebieten waren Ostfriesland an Hannover, Ansbach und Bayreuth an Bayern abgetreten worden. Den aus den verschiedensten ehemaligen Bestandteilen neu erworbenen Besitz mit dem alten organisch zu verbinden, war die nächste Sorge der Regierung. Daher wurde zur Vereinfachung der Verwaltung der Staat in acht Provinzen eingeteilt: Brandenburg, Pommern, Preußen, Posen, .Schlesien, Sachsen, Westfalen und Rheinland. Aus jeder Provinz wurde ein Armeekorps ausgehoben; die Zivilverwaltung wurde einem Oberpräsidenten übertragen, der seine Weisungen vom Ministerium erhielt; die einzelnen Provinzen zerfielen in Regierungsbezirke, die Regierungsbezirke in Kreise, die Kreise in Bürgermeistereien, diese in Gemeinden.
Die Provinzen Rheinland, Westfalen, Posen hatten dem Staate einen ansehnlichen Zuwachs an katholischer Bevölkerung gebracht; daher schloß die Regierung mit dem Oberhaupte der katholischen Kirche 1821
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
52
Iii. Preußen bis zum Tode Friedrich Wilhelms Iii.
Westen hat der Wiener Kongreß Preußen versagt. Das war ein großes Hindernis für den preußischen Handelsverkehr. Jeder Staat erhob von den durchziehenden Waren Zölle. Dadurch wurden die Waren verteuert. Die Regierung hob zunächst alle Zölle -im eignen Lande auf; nur für Waren, die aus dem Auslande kamen, wurde an der Grenze ein Schutzzoll erhoben, wenn das Inland auch diese Produkte lieferte, z. B. Getreide, Metalle. Der Zweck war, daß die inländische Arbeit gegen die ausländische geschützt wurde.
Das Ausland konnte in manchen Fällen billiger liefern, als das Inland erzeugen. Auf ausländische Waren, die das Inland nicht hervorbringt, wie die Kolonialwaren, wurde ein mäßiger Finanzzoll an der Grenze erhoben. Waren die Schutzzölle hauptsächlich gegen das außerdeutsche Ausland gerichtet, so trafen sie doch auch die deutschen Staaten. Die preußische Regierung suchte diese daher zum Beitritt zu einem Zollverein zu bewegen. Aber zunächst schloß nur der Fürst von Schwarzburg-Sondershausen sich an. Dadurch fiel der Grenzzoll für einheimische Waren beider Länder fort, und die Schutz- und Finanzzölle wurden nach Maßgabe der Bevölkerungsziffer geteilt. Die süddeutschen Staaten gründeten unter sich einen Zollverein, desgleichen die mitteldeutschen. Hessen-Darm-stadt schloß sich an Preußen an. Allmählich merkten die Kleinstaaten, daß der Anschluß an Preußen ihrem Handel Vorteil bringe, und so traten denn auch der mitteldeutsche und der süddeutsche Zollverein dem preußischen bei, der dadurch zu einem Deutschen Zollverein auswuchs, wenn auch die am Meere gelegenen Staaten Oldenburg, Mecklenburg, Bremen, Hamburg fernblieben; Österreich wurde in den Zollverband nicht aufgenommen. König Friedrich Wilhelm Iii. hat persönlich die Anregung zur Gründung des Zollvereins gegeben.
Der Vorteil für die kleinern Staaten lag in der Verteilung der Schutzzölle nach der Bevölkerungsziffer und dem zollfreien Durchgang ihrer Waren durch das ganze Vereinsgebiet; ferner kamen die Handelsverträge, die der Verein mit fremden Staaten schloß, auch ihnen zugute; allein auf sich angewiesen, hätten sie feine Handelsverträge schließen können.
1^2. Freiheitliche Bewegungen in Deutschland.
Das deutsche Volk erstrebte nach dem Wiener Kongreß Teilnahme an der Gesetzgebung und Kontrolle der Staatsverwaltung durch eine Volksvertretung, ferner die Wiederherstellung des Deutschen Reiches. Dagegen verlangten die privilegierten Stände die Wiederherstellung ihrer Vorrechte.
Artikel 13 der Bundesverfassung versprach den einzelnen Bundesstaaten eine landständische Verfassung. Er lautet: „In allen Bundesstaaten wird eine landständische Verfassung stattfinden."
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Hessen-Darm-stadt Oldenburg Mecklenburg Bremen Hamburg Deutschland